Granulation
Im Überblick
Die Granulation bezeichnet die zweite Phase der Wundheilung
- In der Granulationsphase entsteht vorübergehendes, neues Gewebe, das ein tiefrotes und gekörntes Aussehen hat
- Im Lateinischen heißt Körnchen granulum, daher rührt der Name Granulationsgewebe bzw. Granulationsphase
Was ist die Granulationsphase?
In der Granulationsphase, der zweiten Phase der Wundheilung, baut sich neues Gewebe auf, die klaffende Wunde wird aufgefüllt. Der Name Granulation kommt von dem lateinischen Wort granulum, was Körnchen heißt. Denn das neu entstandene Gewebe sieht recht körnig aus. Weil es auch von tiefroter Farbe ist, erinnert es fast an das Aussehen von Himbeeren.
Was passiert genau bei der Granulation?
Für die Phase der Granulation sind folgende drei Zelltypen ausschlaggebend:
- Die Fresszellen (Makrophagen) sind wie in der ersten Wundheilungsphase, der Exsudationsphase, in dieser zweiten Wundheilungsphase aktiv und vernichten Bakterien und andere Fremdkörper. Außerdem setzen sie Faktoren frei, die dafür sorgen, dass sogenannte Fibroblasten aus dem umliegenden Gewebe einwandern.
- Die Fibroblasten nutzen das in der Exsudationsphase entstandene Fibrinnetz und produzieren ein noch stabileres Gerüst, in das neue Zellen einwandern können. Außerdem bilden sie Kollagen (ein wesentlicher Bestandteil des Bindegewebes), wodurch das neue Gewebe noch fester wird. Die Wundränder ziehen sich durch diese stabilisierenden Bindegewebsfasern zusammen, die Wunde schrumpft. Normalerweise wird das Fibrin abgebaut, wenn Kollagen entsteht. Bei durch Wundheilungsstörungen entstandenen chronischen Wunden – wie einem Ulcus cruris (Offenes Bein), diabetischem Fußsyndrom (diabetischer Fuß) oder auch Dekubitus – bleibt das Fibrin bestehen, lagert sich an der Wundfläche immer weiter an und behindert die Wundheilung.
- Außerdem wandern Endothelzellen in das Wundgebiet ein, die die Fähigkeit haben, neue Gefäße zu bilden: kleinste Blutgefäße (Kapillaren), die sich immer mehr verzweigen, bis sie ein bestehendes größeres Blutgefäß erreichen. Sie sorgen für die gute Durchblutung der Wunde, die für die Heilung gebraucht wird.
Kurz erklärt
Die Ansammlung der vielen Kapillaren, also kleinster Blutgefäße, gibt der Wunde das für die Granulationsphase typische Aussehen:
- gut durchblutet
- tiefrot
- gekörnt
- feucht glänzend
Welche Wundauflagen eignen sich?
Damit dieses zarte Granulationsgewebe aus neuen Bindegewebszellen und Blutgefäßen nicht beschädigt wird, sollte eine Wundauflage gewählt werden, die besonders schützt und feucht hält. Die Wunde darf nicht verkleben oder austrocknen. Vorsicht ist auch beim Wechsel des Verbandes geboten, damit das frische Granulationsgewebe nicht verletzt wird. Es sollten Wundauflagen gewählt werden, die nicht so oft gewechselt werden müssen. Die Granulationsphase dauert bei einem normalen Heilungsverlauf zehn bis vierzehn Tage. Einwandernde Epithelzellen läuten die nächste Phase, die Epithelisierung ein.
Weiterführende Informationen
- Kerstin Protz: Moderne Wundversorgung. Elsevier 2016 (8. Auflage)
- Christine von Reibnitz/Anette Skowronsky: Wundversorgung von A-Z. Springer Medizin 2017.
- Susanne Danzer: Wundbeurteilung und Wundbehandlung. Arbeitsbuch für die Praxis. Kohlhammer 2012