Debridement
Was ist ein Débridement?
Débridement heißt der Fachausdruck für das Reinigen von chronischen Wunden. Das Wort stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „von Zügeln befreien“. Ein treffender Ausdruck, denn der Wundgrund, die tiefsten Stellen einer Wunde, muss von Nekrosen, Fibrinbelägen und Fremdkörpern befreit werden. Die Wundreinigung vermindert darüber hinaus die Gefahr von Infektionen und ermöglicht es den Wundexperten den Zustand der Wunde korrekt zu beurteilen und die beste Therapie auszuwählen. Das Débridement, manchmal auch als Wundtoilette oder Wundsäuberung bezeichnet, ist damit unverzichtbar für eine optimale Wundversorgung.
Wann ist ein Débridement nötig?
Vor allem folgende Verletzungen und Erkrankungen erfordern ein regelmäßiges Débridement:
- Dekubitus (Druckgeschwüre)
- Schwere Verbrennungen oder Erfrierungen
- Ulcus cruris aufgrund peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) und/oder chronisch venöser Insuffizienz
- Diabetischer Fuß durch Diabetes mellitus
- Gewebequetschungen nach Unfällen.
- Wundinfektionen
Vor dem Debridement prüfen Wundexperten, ob das Gewebe ausreichend mit Blut versorgt wird. Ansonsten kann es passieren, dass sich die Wunde durch die Wundsäuberung vergrößert bzw. gar keine Wundheilung mehr möglich ist. In diesen Fällen muss man unter Umständen auf ein Débridement verzichten.
Wichtiger Hinweis
Besonders bei Patienten mit einer arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist höchste Vorsicht geboten. Denn bei dieser Erkrankung erscheinen Nekrosen im trockenen Zustand. Aufgrund einer mangelhaften Durchblutung können sich die Wunden aber nicht richtig schließen. Zunächst dürfen Nekrosen daher nicht entfernt werden. Auch eine feuchte Wundbehandlung kann gefährlich sein, weil Keime dadurch tiefer ins Gewebe eindringen können. Für die Patienten besteht ein hohes Risiko, an Infektionen zu erkranken.
Oberste Regel in diesen Fällen: Die Durchblutung muss erst wiederherstellt werden. Hierunter wird die sogenannte Revaskularisation verstanden, beispielsweise durch einen Gefäßbypass oder durch eine Gefäßdilatation (Ballonkatheter). Erst danach kann ein Débridement erfolgen. Bis dahin dürfen Patienten nur trockene Verbandswechsel erhalten.
Welche Arten der Wundreinigung gibt es?
Bei der Wahl des geeigneten Débridements spielen viele Faktoren eine Rolle. Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht dabei das Wohl und die individuelle Situation des Patienten:
- In welcher Heilungsphase befindet sich die Wunde?
- Wie stark sind die Schmerzen des Patienten?
- In welcher physischen und psychischen Verfassung befindet sich der Patient?
- Weist die Wunde andere Besonderheiten, wie bspw. Infektionen, auf?
Basierend auf der Wundbeschaffenheit und der Situation des Patienten wird eine Methode zur Wundreinigung gewählt, die jeweils sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen.
- Mechanisches Débridement: Ausspülen und Auswischen von Wunden mit Spüllösungen und Kompressen. Nicht haftende Beläge können sich lösen.
- Chirurgisches Débridement: Mit Hilfe von Instrumenten, wie Skalpell oder Ringkürette, entfernt ein Arzt Beläge, abgestorbenes und infiziertes Gewebe.
- Enzymatisches Débridement: Bestimmte Enzyme aktivieren körpereigene Reaktionen und helfen Beläge und Nekrosen zu verflüssigen.
- Autolytisches Débridement: Eine Art Selbstreinigungsprozess des Körpers. Durch Zuführung von Feuchtigkeit quellen Beläge und Nekrosen auf und können besser entfernt werden.
- Biochirurgisches Débridement: Auch als Maden- oder Larventherapie bekannt. Speziell gezüchtete Fliegenlarven werden kontrolliert eingesetzt und verflüssigen durch ihren Speichel Nekrosen und Beläge. Die Ausscheidungen der Larven wirken sogar antibakteriell.
- Ultraschall assistierte Wundreinigung: Hier werden mit Hilfe von niederfrequenten Ultraschallwellen Nekrosen und Beläge gelöst und dann mit einer Wundspüllösung ausgeschwemmt.